Nele und Leo
Wie wohl schon viele andere Hundeliebhaber vor uns, so sind auch wir, Irmgard und Ralf Groß, nach einem Besuch in Willich bei Familie Jordan dem Galgo-Fieber erlegen. Die Frage, welcher Hund denn wohl am besten zu uns passen würde hat uns Année, eine ca. 4 Jahre junge gestromte Galga, selbst beantwortet. Bei unserem zweiten Besuch kam Annee - für sie völlig untypisch - Schwanz wedelnd von draußen herein und legte sich einfach zwischen uns. Damit waren wir adoptiert. Trotzdem war die eigentliche Adoption von Annee aber noch „...ein hartes Stück Arbeit“ (Originalzitat von Karl-Heinz Jordan). Da wir auch drei Katzen haben, war die Entscheidung für eine „Jägerin“ nicht gerade einfach und wollte gut überlegt sein. Am 28. Dezember 2005 war es dann aber soweit. Wir holten unsere Anneé bei Jordans ab.
In ihrem neuen Zuhause, fühlte sich Année sehr schnell wohl, bezog sofort die Couch und freundete sich auch sehr schnell mit einer unserer Katzen an.
Die anderen beiden Samtpfoten machten eher einen großen Bogen um Année und brauchten etwas mehr Zeit, bis auch sie sich sicher waren, dass im Haus keine Gefahr droht. Im Garten sieht die Welt da schon etwas anders aus. Es droht zwar keine Gefahr, aber ein Windi ist nun mal ziemlich schnell und bleibt im Herzen doch immer ein Jäger. Das bedeutet: wenn Katze läuft, läuft auch Année. Womit wir beim Namen wären. Wir fanden ihn sehr schön und somit auch besonders passend für unsere Schöne. Aber haben Sie schon mal gezählt, wie oft Sie am Tag „oh nee“ oder „ah nee“ sagen? Nein? Dann sollten Sie Ihrem Hund mal den schönen Namen Année geben, und Sie werden schnell merken, wie oft Sie diese zwei Laute von sich geben. Deshalb wurde aus Année unsere Nele. Und Nele entwickelte sich prächtig. Bei unseren „Rudelspaziergängen“ lernte sie sehr schnell, dass ihr niemand (weder Hund noch Mensch) etwas streitig macht oder gar weg nimmt.
So wurde aus der anfangs etwas brummeligen Hündin eine ruhige, stolze und selbstsichere Hundedame.
Die, wenn es sein muss, anderen Hunden klar zu verstehen gibt, wie weit sie bei ihr oder auch bei anderen gehen dürfen.
Wir blieben auch weiterhin in regelmäßigem Kontakt zu GPI, sei es mit Rosi Fassbender und ihren beiden Galgos Randy und Coca beim sonntäglichen Winditreff, oder samstags beim Tag der offenen Tür auf der „Rettungsinsel“ bei Nina und Karl-Heinz Jordan in Willich.
Und so kam es wie es kommen musste. Eines Samstags stand auf der Terasse bei Jordans ein großer, 10 Jahre alter, gestromter Galgo-Grey-Mix. Er schaute mit seinen unendlich traurigen und ängstlichen Augen um die Ecke, nur um anschließend wieder ganz schnell in seiner sicheren Höhle, dem Hundezimmer auf der Rettungsinsel, zu verschwinden,
Leonardo!
Seine Persönlichkeit hatte uns gerührt und sofort gefangen. Wir holten Leo zu einem Spaziergang ab. Auf seinem ersten größeren Ausflug zeigte uns Leo dann seine Angst. Auf den Wegen im Forstwald war sein Blick ständig nur nach hinten gerichtet. Er suchte die Nähe von Nele und damit seine Sicherheit. Zurück bei Jordans, verschwand er sofort wieder in seiner Höhle. Beim nächsten Spaziergang ging es mit Leo zum Rhein - keine engen Waldwege, sondern freie Sicht, soweit das Auge reicht. Dort fühlte sich Leo spürbar sicherer. Für eine kleine Pause setzten wir uns ins Gras. Nach wenigen Minuten legte sich nicht nur Leo entspannt an unsere Seite, nein, unsere Nele legte sich dazu. In diesem Moment waren auf einen Schlag drei Fragen bzw. Überlegungen zum Thema Hund beantwortet:
1. Nele bleibt ein Einzelhund => Nein
2. Aber auf keinen Fall einen Rüden => Doch
3. Und keinen alten Hund => Doch
Heute, sechs Monate danach, haben wir unsere bzw. Neles Entscheidung nicht bereut. Es ist nichts mehr zu sehen von den traurigen ängstlichen Hundeaugen. Wir haben Leo einfach mit uns leben lassen. Er konnte sich alles in Ruhe anschauen und selbst entscheiden, wie weit er gehen möchte - auch wenn es Omas Esstisch war. Er lernte sein neues Leben kennen, ganz ohne Druck, aber auch nicht in Watte gepackt. Vor allem Nele hat ihm dabei sehr geholfen. Nicht wir, sondern Leo selbst gibt sein Tempo vor.
Leo wächst!
Mit all seinen Sinnen, Gefühlen und auch seiner Körperhaltung. Es ist fast nichts mehr von dem sehr ängstlichen, geduckten „alten Mann“ zu erkennen. Er lächelt und strahlt nur noch und erinnert eher an einen „großen Jungen“ wenn er so über den Hundeplatz läuft und läuft und läuft...
Und alle die ihn so über den Platz fliegen sehen sagen: „Der ist doch niemals 10 Jahre alt.“
Wir haben unser Dreamteam gefunden…
....und unsere Couch verloren ;-))
Deshalb gilt unser Dank an dieser Stelle ganz besonders Nina und Karl-Heinz Jordan. Es ist schön anzusehen, wie sehr sich die beiden, aber auch Rosi Fassbender und die anderen GPI - Aktivisten bemühen für den jeweiligen Hund die passenden Menschen zu finden (oder auch schon einmal umgekehrt). Wir wissen aus eigener Erfahrung wie wichtig es ist, dass Hund und Mensch zusammen passen.
Irmgard und Ralf Groß
Mit Nele, Leo und
12 Katzenpfoten