Hazel
Der sehnliche Wunsch, einen Windhund zu adoptieren, hat mich seitdem ich denken kann begleitet. Die Hunde haben mich schon immer verzaubert: das seelenruhige Wesen, die gefühlvollen Augen und die bestechende Schönheit – für mich gab es da gar keine Alternative.
Nichtsdestotrotz kam Hazel, ehemals Sandra, dann doch eher unerwartet in unser Leben getreten. Eigentlich wollten mein Mann und ich uns auf dem GPI Sommerfest bloß ganz unverbindlich über die Organisation informieren, mit Hinblick auf eine mögliche Adoption im Laufe des Jahres. Ich tauschte Nummern mit einer Volontärin des GPI aus, um bezüglich passender Hunde in Kontakt zu bleiben. Bereits am nächsten Tag flatterten dann die Bilder von Hazel in mein Postfach und es war um mich geschehen. Noch bevor ich irgendwelche Infos zu ihr gelesen hatte wusste ich: das ist mein Hund. Diese, und keine andere. Wir entschieden uns binnen kürzester Zeit dafür, sie bei uns aufzunehmen, fuhren in den Urlaub und holten sie sofort nach unserer Rückkehr ab. Gerade mal zwei Wochen nachdem wir das Sommerfest besucht hatten, saß Hazel auf der Rücksitzbank meines Autos und der Startschuss in ein neues Leben war gefallen.
Dass Hazel taub ist, war für uns nie ein Problem. Sie hatte es schwer gehabt eine Familie zu finden, da recht viele potentielle Besitzer sich nicht vorstellen konnten, einen Hund mit Behinderung aufzunehmen. Für uns völlig unverständlich, allerdings sind wir zeitgleich froh darum, da ihr Weg sie sonst vermutlich nicht zu uns geführt hätte. Wir kommunizieren mit einem sanften Stups auf die Nase, einem Winken oder einem Blick – und verstehen uns einwandfrei. Es ist bislang noch nie anstrengend oder kompliziert gewesen, im Gegenteil: ihre Taubheit sorgt sogar für wahnsinnig viele lustige Momente. Ihr stets überraschter Gesichtsausdruck wenn man sie aus dem Tiefschlaf weckt ist immer wieder entzückend, die Tatsache, dass man direkt an ihrer Nase vorbei staubsaugen kann, ohne auch nur ein Augenblinzeln zu erzeugen, ist mehr als praktisch und wenn sie gänzlich ungestört an kläffenden Hunden vorbeiläuft, muss ich nach wie vor schmunzeln.
Wir haben in Hazel eine zarte, liebevolle, gehorsame und unglaublich zutrauliche Galga gefunden, die trotz ihrer vermeintlichen Eleganz gerne mal vom Sofa purzelt, ihr Essen in der ganzen Küche verteilt oder das gemachte Bett komplett auseinandernimmt um sich möglichst bequem einzurichten. Wie man es von Windhunden kennt, ist das Sofa ihr absoluter Lieblingsort - entweder auf dem Schoß (wer meint, ein Windhund passe nicht auf einen menschlichen Schoß, hat Hazel noch nicht erlebt) oder mit einem Kissen, welches sie im Alleingang organisiert und so platziert, dass ihr Kopf optimal gestützt ist. So ruhig wie sie auf den ersten Blick wirkt, hat sie genauso ihre 5 Minuten (die gerne auch zu 30 werden) in denen sie wie eine Verrückte durchs Haus hüpft und unterwegs jeden Schuh und jedes Paar Socken in Mitleidenschaft zieht.
Mit jedem Tag den sie bei uns ist, sehen wir wie sie sich entfaltet und aufblüht. Eine besondere Eigenart, die wir mit Bewunderung verfolgen, ist ihre Art zu spielen. In den ersten Wochen war sie völlig perplex wenn wir ihr Spielzeug versucht haben schmackhaft zu machen und hat zuhause eher geschlafen als erfreut herumzutänzeln. Heute sieht das alles ein bisschen anders aus. Spielsachen sind Hazel zwar immer noch ein absolutes Rätsel (wir vermuten, dass sie bei ihrem alten Besitzer noch nie ein dezidiertes Hundespielzeug zu Gesicht bekommen hat), aber sie mag nichts lieber als mit unseren Katzen durch den Flur zu rennen, den Bauch gekitzelt zu bekommen oder ausgelassen zu toben. Wir erfreuen uns daran, zu beobachten wie sie tagtäglich aufgeschlossener und zufriedener wird. Bisher haben wir die Entscheidung sie aufzunehmen kein einziges Mal bereut. Für mich ist sie wirklich das Schönste was mir hätte passieren können – die Liebe eines Hundes und die Beziehung die sich zwischen uns Tag für Tag stärkt kann durch nichts und niemanden ersetzt werden. Sie ist einfach einmalig.