Eddy
Happy Gotcha Day, geliebter Eddy
Heute vor einem Jahr, bist du in unser Leben getreten ...
Dass ein weiterer Hund unser Leben bereichern soll und dass auch dieser wieder aus dem Tierschutz sein soll, stand für uns schon länger fest. Das Wesen der Whippets meiner Cousine begeisterte uns schon seit Jahren, aber wir hätten es gern ein wenig größer gehabt. Es folgte eine umfassende Internetrecherche, sämtliche Windhundrassen wurden gegeneinander aufgewogen und dann stand fest- ein Galgo sollte es sein.
Anfangs suchten wir nicht gezielt und stießen eher zufällig auf Otto, der uns rein optisch, in Begeisterung versetzte. Also nahmen wir Kontakt zu dem vermittelnden Verein, der GPI, auf und bewarben uns auf Otto. Leider gab es schon Interessenten und dennoch wurde schnellstmöglich eine Vorkontrolle bei uns organisiert, obwohl wir 350 km weit entfernt leben.
Unsere Verhältnisse entsprachen den Vorstellungen der GPI, nur leider, leider hatte Otto zwischenzeitlich ein schönes Zuhause gefunden. Unsere Enttäuschung war groß und die anderen zu vermittelnden Galgos sprachen uns nicht wirklich an. Wir verabredeten in Kontakt zu bleiben und zu schauen, ob sich vielleicht doch noch eine Gelegenheit ergibt.
Es dauerte nicht lange und ich sah die Bilder von San Anton auf der HP, mit der Ankündigung, dass er am 13.12.2020 in Willich ankäme.
Für mich gab es kein Halten mehr. Irgendetwas in seinem Blick, ließ mein Herz höherschlagen und so kam es, dass wir am 19.12.2020 mit unserer Tochter und unserer Hündin Crazy im Auto saßen und die Fahrt nach Willich antraten.
Im Refugio angekommen, lernten wir einen sehr zurückhaltenden Galgo kennen. Ich muss ehrlich zugeben, er kam mir in Natura riesig vor. Bei dem Probegassigang merkte man ihn kaum und auch so gab er sich alle Mühe, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit Crazy gab es keine Schwierigkeiten und somit war die Entscheidung gefallen. San Anton sollte mit uns in den Harz kommen. Schon auf dem Heimweg stand fest, dass San Anton einen anderen Namen bekommen soll. Neuer Start in ein neues Leben - neuer Name. Wir entschieden uns gemeinsam für Eddy.
Die ersten Tage waren sehr aufregend. Eddy war nicht dazu zu bewegen, die Treppen zu unserem Schlafzimmer zu erklimmen und so zogen wir kurzerhand mit unseren Matratzen ins Wohnzimmer. Auch hier verhielt er sich in den ersten Wochen und Monaten sehr unauffällig und traute sich nicht Blickkontakt zu uns aufzunehmen. Hektische Armbewegungen von uns sorgten dafür, dass er vor Schreck förmlich zusammenbrach und das Gehen auf unseren Laminatböden musste er auch noch lernen. Gefressen wurde nur, wenn wir ihn nicht dabei beobachteten.
Er war sehr schnell stubenrein und lernte auch sehr schnell, dass er sein großes Geschäft nicht mitten auf dem Gehweg verrichten sollte.
Er litt sehr oft unter Flashbacks und wir hatten oftmals das Gefühl, wir würden einen Schritt vor und drei zurück machen. Ich möchte nicht wissen, wie seine Vergangenheit ausgesehen hat. Viel Gutes hat er garantiert nicht erlebt.
Über die Zeit besserten sich die Dinge langsam. Er liebte es gestreichelt zu werden, wartete aber immer darauf, dass wir auf ihn zugehen. Dass er gern ein paar Streicheleinheiten hätte, zeigte er, indem er uns auffordernd von seinem Liegeplatz aus, angrunzte.
Spaziergänge liebte er vom ersten Tag an - auch wenn man ihm seine Unsicherheit deutlich anmerkte.
Seine Art zu gehen, ließ uns manchmal schmunzeln. Hieß es nicht immer Windhunde würden sehr elegant und ausschreitend gehen? Eddy nicht. Er tippelte und erinnerte uns an die Elise, dem Ameisenbären von Bugs Bunny.
Um auszuschließen, dass er Schmerzen beim Gehen hat, besuchten wir im Sommer eine Chiropraktikerin und diese fand so einige Blockaden in seinem Bewegungsapparat, welche sie in den folgenden Behandlungen lösen konnte. Offensichtlich hat Eddy einen Beckenschiefstand, vermutlich ausgelöst durch ein altes Trauma. Er läuft zwar noch immer sehr putzig, aber er ist deutlich gelenkiger geworden und kann sich inzwischen ganz klein zusammenrollen und wedelt nun unablässig mit dem Schwänzchen.
Auch hat er vergessen, dass er unsichtbar sein möchte. Er ist jetzt immer mittendrin, schaut uns ganz bewusst an und dreht vor Freude fast durch, wenn er Nudeln bekommt.
Er ist immer noch der introvertierte Typ, hat aber alle Scheu und fast alle Angst abgelegt.
Im Umgang mit anderen Hunden ist er ganz lieb. Mag es da aber auch eher ruhig. Gibt es Raufereien, oder wird viel gebellt, geht er lieber seiner Wege.
Eddy ist sehr sensibel und feinfühlig und wir beide haben eine besonders innige Beziehung zueinander. Er ist mein Seelenhund und nun wissen wir auch, warum Otto nicht für uns bestimmt war. Es sollte alles so sein.
Eddy war bereits 5 Jahre alt, als er bei uns einzog und hatte Angst, Scheu und Unsicherheit im Gepäck. Innerhalb eines Jahres sind die Schwierigkeiten durch Geduld, Verlässlichkeit und vor allem viel Liebe, auf ein Minimum geschrumpft. Ich bin immer wieder erstaunt, dass diese Tiere trotz ihrer Vorgeschichte in der Lage sind, wieder zu vertrauen und eine Bindung aufzubauen.
Warum ich diesen Bericht so ausführlich geschrieben habe?
Ich hoffe, dass ich durch meine Zeilen ermuntern kann, auch älteren Tieren aus dem Tierschutz ein Zuhause zu geben. Und auch, wenn diese Tiere Altlasten mitbringen, möchte ich aufzeigen, dass es sich lohnt, weil man dafür sehr viel Liebe zurück bekommt.
Zwischenzeitlich haben wir noch einen zweiten Galgo adoptiert. Natürlich auch wieder über die GPI. Barney bekommt aber im Mai seine ganz eigene Geschichte.
Liebes GPI- Team, an dieser Stelle möchten wir uns auch bei Euch, für Euren unermüdlichen Einsatz, euer Engagement und Eure hervorragende Betreuung bedanken.